Die Auswirkung der Belichtungszeit auf das Motiv.
Je länger ein Motiv belichtet wird, desto mehr Licht des Motives wird von der Kamera gesammelt, das Bild wird also heller werden. Bei digitalen Kameras übrigends tatsächlich ziemlich proportional zur Belichtungszeit - eine Verdopplung der Zeit ergibt eine doppelte Helligkeit.
Da diese Eigenschaft nicht unbedingt gewünscht ist, sondern auch Bilder mit zwar verschiedenen Belichtungszeiten, jedoch einer konstanten Helligkeit gemacht werden wollen, kann die gesamte Lichtmenge z. B. durch die Blende oder Wahl der ISO-Empfindlichkeit angepasst werden. Dies übernimmt für gewöhnlich der Belichtungsmesser der Kamera. So kann die Belichtungszeit vom Fotografen passend zum Motiv gewählt werden, die Helligkeit des Bildes wird dann entweder durch die Blendenöffnung, die ISO-Zahl (siehe Artikel zur ISO-Empfindlichkeit), oder z. B. im Studio durch die Helligkeit der Beleuchtung gesteuert.
Abgesehen von der Helligkeit hat die Belichtungszeit noch Auswirkung auf die Schärfe des Motives. Hier ist jedoch nicht die Tiefenschärfe (die von der Blende, nicht von der Zeit abhängt) oder die Schärfe des Fokussierens allgemein gemeint, sondern Unschärfen, die durch Bewegung während der Belichtung entstehen.
Aus der Belichtungszeit resultierende Unschärfe
Sobald sich Kamera oder Motiv während der Belichtung bewegen, werden die nicht mehr deckungsgleichen Teile des Motives unscharf in Richtung der Bewegung abgebildet. Eine Bewegung der Kamera verursacht meist eine komplette Unschärfe des Bildes (Verwackeln, Verwischen), kann geschickt eingesetzt jedoch durch Verfolgen eines sich bewegenen Motives dieses scharf und die Umgebung unscharf abbilden – man spricht hier vom sog. Mitziehen.
Tipp: Mit ein wenig (oder auch recht viel) Übung kann das Mitziehen speziell in der Sport- und Tierfotografie sehr wirkunsvolle Effekte erziehlen. Der schnell fahrende Rennwagen z. B. kann mit dieser Technik recht scharf vor einem vorbeiziehenden Hintergrund dargestellt werden. An der Kamera stellt der Fotograf zu diesem Zweck meist eine recht kleine Blende ein, so dass sich automatisch eine recht lange Belichtungszeit ergibt, oder er benutzt die Zeitvorwahl/Blendenautomatik der Kamera und gibt eine gewünschte Belichtungszeit vor.
Bei Spiegelreflexkameras ist bei längeren Belichtungszeiten jedoch eines zu bedenken. Während der Aufnahme ist der Fotograf "blind". Der Spiegel ist hochgeklappt und der Bildsensor beschäftigt die Aufnahme zu machen – es gibt also weder im Sucher noch auf dem Display ein Bild während der Aufnahme, sondern erst wieder danach. Dies macht die Technik des Mitziehens noch ein wenig schwieriger.
Bewegungsunschärfe
Steht die Kamera still, z. B. auf einem Stativ und Teile des Motives bewegen sich, dann werden diese an allen Stellen abgebildet, an der sie während der Belichtungszeit waren, sie ziehen "Schlieren" hinter sich her bzw. werden verwischt abgebildet. Leuchtende Motivteile vor einem dunkleren Hintergrund zeichnen sich hierbei besonders schön ab, so dass Autos bei Nachtaufnahmen eine plakative Lichtspur der Rücklichter hinterlassen.
Wahl der Belichtungszeit
Soll ein bewegtes Motiv scharf abgebildet werden, ist die Belichtungszeit herauszufinden, die ausreichend kurz ist, das Motiv in der gewünschten Vergrößerung scharf abzubilden. Neben der Verwacklungsgefahr ist hier auf die Geschwindigkeit der Bewegung des Motives zu achten. Generell gilt, je schneller sich das Motiv bewegt und je näher es an der Kamera ist (bzw. je größer es abgebildet wird), desto kürzer muß die Zeit gewählt werden. Hier lauert die Gefahr, dass das Bild auf dem kleinen Display der Kamera noch schön scharf aussieht, sich beim genauen Betrachten auf dem Computer allerdings als unscharf/verwackelt entpuppt.
Wann besteht Verwacklungsgefahr?
Ohne Stativ hängt es natürlich viel von Übung ab, wie lange man selbst seine Kamera ruhig halten kann. Aber auch die verwendete Brennweite des Objektives spielt eine große Rolle. Dadurch, dass ein Teleobjektiv das Motiv heranholt, also vergrößert, wird auch das Verwackeln im gleichen Maßstab mitvergrößert. Bei weitwinkligen Aufnahmen ist also meist eine viel längere Zeit noch verwacklungsfrei zu halten.
Eine alte Regel (aus Zeiten der analogen Kleinbildfotografie) besagte, dass ein geübter Amateur eine Zeit verwacklungsfrei halten konnte, die 1 / Brennweite entspricht. Also bei einem 200mm Objektiv eine Zeit von 1/200 Sek. oder kürzer genutzt werden sollte, bei einem 28mm Weitwinkel eine Zeit von 1/30 Sek. aber für scharfe Bilder ausreichend ist.
Heutzutage kommt hier allerdings bei vielen Kameras noch der sog. Verlängerungsfaktor hinzu, der dadurch entsteht, dass der digitale Sensor kleiner als der Film einer analogen Kamera ist und die effektive Brennweite des Objektives (verglichen mit Kleinbild) mit diesem Faktor (z. B. 1.5 bei DX-Format Kameras) multipliziert werden muß. Außerdem werden Bilder heutzutage viel häufiger größer betrachtet als der typische 10x15cm Abzug damals. Es gelten also auch strengere Regeln für das Verwackeln. Bei einer Einsteiger-Spiegelreflexkamera mit einem 200mm Zoom-Objektiv sollte also lieber eine Zeit von 1/400 Sek. nicht überschritten werden, um scharfe Bilder zu erhalten.
Tricks gegen das Verwackeln bei Freihandaufnahmen
- Aufstützen oder Anlehnen
- lange Brennweiten (Heranzoomen) vermeiden
- Serienbildmodus nutzen und das schärfste Bild auswählen (meist ist ein Bild kurz nach dem Moment des Auslösens deutlich weniger verwackelt)
- Selbstauslöser der Kamera nutzen um die Kamera im Moment des Auslösens gar nicht zu bewegen.
- Ein Objektiv oder eine Kamera mit Bildstabilisator benutzen. Dieser versucht, dass Wackeln auszugleichen, kann aber je nach Motiv auch unerwünschte Effekte mit sich bringen. Beim Arbeiten vom Stativ sollte er in jedem Fall ausgeschaltet sein!