Computergrafik
Den ersten eigenen Computer bekam ich 1986. Jedoch nicht den sehnlich gewünschten Commodore 64, sondern dank finanzieller Unterstützung der Verwandtschaft, einen “richtigen” Computer “damit das Kind auch was lernt”. Ja, das tat das Kind dann auch. Für den PC/XT mit Monochrom-Bildschirm gab es nämlich genau zwei Spiele: einen langweiligen zivilen Flugsimulator und ein viel zu starkes Schachspiel. Also war die Devise, selber lernen, wie das Ding so funktioniert um eigene Spiele zu schreiben.
Im Laufe der Jahre lernte der Computer dann irgendwann auch Farbe und die ersten sinnvollen Grafikprogramme erschienen. Das erste Fotobearbeitungsprogramm, mit dem ich Bilder bearbeiten konnte, war speziell für Schwarz-Weiß-Fotos und konnte auch keine Farbdokumente öffnen. War aber auch egal, weil es gar keine erschwingliche Möglichkeit gab, Bilder in den Computer oder wieder heraus zu bekommen.
Ausschlaggebend war dann irgendwann ein Fernsehbericht über die Quantel Paintbox, eine spezielle Maschine für Bildbearbeitung, die z. B. beim Fernsehen eingesetzt wurde. Die Idee, Bilder am Computer zu erschaffen wurde begeistert angenommen und mit den doch sehr beschränkten heimischen Möglichkeiten nachempfunden. Als wesentlich spannender als die Bildbearbeitung der “Vor-Photoshop-Zeit” entpuppten sich jedoch die Welten, die sich mit Raytracing und 3D-Systemen auftaten. Hier wurde richtiger Ehrgeiz geweckt.
Mit dem Erreichen des Abiturs als Schulabschluss wurde dann auch das gesparte Geld statt in den Führerschein in Software investiert. Erste Experimente hatten nämlich durchaus Anklang bei potentiellen Kunden gefunden. Geplante Gebäude bereits realistisch darzustellen war 1993 noch recht neu und ließ sich gut verkaufen.
Die technischen Möglichkeiten der PCs wuchsen auch jedes Jahr, so dass die Bilder auch immer realistischer wurden. Eine Herausforderung blieb jedoch lange Zeit, die Computergrafiken mit Fotos zu kombinieren und die farbigen Bilder irgendwie zum Kunden zu bekommen. Der erste Scanner, der (nach Feierabend) zugänglich wurde, stand in der Firma des Vaters eines guten Freundes, kostete 30.000 DM und war unerträglich langsam. Die Ausgabe des fertigen Bildes war jedoch noch schlimmer. Gute Drucker gab es nicht, Dienstleister für Einzeldrucke schon mal gar nicht. Die ersten Bilder wurden tatsächlich vom Monitor abfotografiert. Eine selbstgeschriebene Software half dabei, den damals typischen Grünstich von Fuji-Film zu kompensieren. Für besonders hochwertige Ausgaben wurden die digitalen Bilder in Bremen auf Mittelformat-Diafilm belichtet und davon analog wieder Abzüge hergestellt. Kein Vergleich zu heute, mit Digitalkamera und Dropbox für die fertigen Bilder.
Neben den Architekten fand noch eine andere Zielgruppe die Computergrafik zunehmend spannend: die Werbebranche. Praktischerweise ließen sich mit der gleichen Software auch Produkte visualisieren oder Logos und Firmentrailer animieren.